Lernen zum Anfassen

Workshop mit innovativen Werkzeugen

"Ich ersaufe in Ideen“ war eine der vielen erfreuten Reaktionen auf den Progressio-Workshop „Digitale Tools“.

Trainer war Frajo Ligmann, preisgekrönter Medienkoordinator für den Aufbau von Tablet-Schulklassen in NRW. Nebenbei ist er auch noch Comedian, also kein Wunder, dass die Teilnehmer angetan waren von der Mischung aus Entertainer und Kompetenz. „Bitte fortsetzen!“ war ein Wunsch, der im nächsten Jahr in Erfüllung gehen wird. Bis dahin gibt das Progressio-Interview einen Einblick in den Workshop.

Progressio: Frajo Ligmann, sonst schulen Sie Lehrer, jetzt zum ersten Mal Coaches. Wie waren die denn im Vergleich?

Frajo Ligmann: Sie waren sehr aufgeschlossen. Ich erlebe manche Lehrkräfte verhalten skeptisch, weil alles, was ich ihnen zeige, könnte ja ihr Tun ändern. Zwar ist es wirklich notwendig, unsere Vorstellung von Bildung zu ändern, aber das macht Lehrern oft Angst. Ich war sehr froh, dass die Coaches ganz neugierig waren. Die wollen sich verändern, die wollen sehen, was die neuen Möglichkeiten mit ihrem Beruf machen.

Progressio: Welche Tools haben Sie im Workshop vorgestellt?

Frajo Ligmann: Ich habe kollaborative Tools gezeigt, darunter Padlet, eine virtuelle Pinnwand, die man zum Beispiel für Brainstorming nutzt oder für Feedback. Man kann damit auch Ideen anderer kommentieren und so schnell zu Entscheidungen kommen.

Dann haben wir kollaborative Office Pakete benutzt. Damit kann man zeitlich versetzt am gleichen Dokument arbeiten und muss keine E-Mails mehr hin und her schicken.


Progressio: Aber Powerpoint ist out, oder?

Frajo Ligmann: Es kommt darauf an, was man davon benutzt. Oft ist es nur eine Stichwortliste, die aufploppt, aber es gibt andere Möglichkeiten. Im Format „Pecha Kucha“ hat man 20 verschiedene Folien und für jede nur 20 Sekunden Zeit, also eine sehr dynamische Sache, die ganz andere Impulse gibt.

Man kann Powerpoint auch interaktiv nutzen. So kann man als Redner alle die, die da passiv vor einem sitzen, auffordern, mit ihrem Endgerät zu etwas Stellung zu nehmen. Es wird dann live sichtbar, was die Gruppe denkt, man kann direkt darauf eingehen und hat die Zuhörer plötzlich im Boot.

Es gibt Präsentations-Tools, bei denen die Teilnehmer aufkommende Fragen digital stellen können. Andere sehen das, können die Fragen liken, der Redner merkt, welche Fragen auflaufen und kann darauf eingehen.

Progressio: Ganz praktisch: welches Endgerät ist für eine Gruppe am Sinnvollsten: Handy, Laptop oder Tablet?

Frajo Ligmann: Das Tablet ist der wunderbare Kompromiss. Mit einem Laptop kann man zwar bequem tippen, aber es fehlt die Beweglichkeit, um beispielsweise mit der Kamera schnell etwas zu machen. Die Kamera ist für mich ein wichtiges Instrument, um Dinge zu dokumentieren, aber auch schnell ein Video zu erstellen. Eigentlich lebt der Mensch von bewegten Bildern, da ist Film das passende Medium. Und ein Tablet bietet alle Möglichkeiten.

Progressio: Ob Lehrer oder Coach, beide kommunizieren mit Einzelnen oder einer Gruppe. Ist der Einsatz elektronischer Medien da nicht der Kommunikations-Killer?

Frajo Ligmann: Die Frage ist: was ist Kommunikation? Eine Ebene ist die persönliche Kommunikation und die darf nicht darunter leiden, dass plötzlich digitale Werkzeuge da sind. In der Schule gibt es Phasen, in denen der Lehrer an der Tafel etwas erklärt, das ist ja Kommunikation nur in eine Richtung. Wenn man digitale Werkzeuge nutzt, um solche Phasen auszulagern – das können Coaches auch – in dem man beispielsweise interaktive Videos einsetzt, dann hat man in den Präsenzphasen, wo man aufeinander trifft, viel mehr Zeit für echte Kommunikation.

Kommunikation im 21 Jahrhundert ist vernetzt. Es gibt Kommunikation nicht nur eins zu eins, sondern wir können mit digitalen Werkzeugen synchron mit ganz vielen Menschen kommunizieren. Das müssen wir lernen, es müssen neue Regeln her und ein Bewusstsein, was das mit uns macht. Wir sprechen vom Leitmedienwechsel. In der Schule wird das Buch abgelöst durch die vernetzte Kommunikation.

Progressio: Wie wird sich Lernen verändern oder die Arbeit eines Coaches mit einer Gruppe?

Frajo Ligmann: Ich hoffe, dass der Einsatz digitaler Werkzeuge niedrigschwelliger wird, dass man kein Experte sein muss, um die Dinger zu bedienen. Ich glaube, dass weiterhin die persönliche Beziehung zwischen Lehrer und Schüler oder Coach und Klient immer noch das absolut Wichtigste sein wird. Aber Input-Phasen werden spannender, lebhafter und interaktiver. Und die Partizipation nimmt zu. Das ist ein wichtiger Effekt dieser Medien: ich kann sehr viel schneller Meinungsbilder einholen und reagieren. Und in Zukunft muss auch niemand mehr tippen, weil wir dann nur noch Spracherkennung nutzen


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